Tipps für ein freies Internet

Beim Forum Kommunikationskultur „Mit Medienbildung die Welt retten?!“ (www.gmk-net.de/veranstaltungen/39-forum- kommunikationskultur-2022/) im November 2022 in Potsdam gab es einen Workshop der GMK- Fachgruppe Netzpolitik unter dem Titel „Facebook enteignen, Google zerschlagen, Amazon sozialisieren: Die Vision eines freien Internets“. Dort entstand die Idee, gemeinsam einen Adventskalender mit konkreten Tipps für ein freies Internet zu füllen. Im darauffolgenden Barcamp wurde die Idee aufgegriffen und konkret umgesetzt.

Ein großer Dank geht raus an die beteiligten Ideengeber*innen, Umsetzer*innen, Daumendrücker*innen, insbesondere an Julia Behr (JFF – Institut für Medienpädagogik), Marc Velten (Medienmonster e.V.), Heiko Wolf (der Medienwolf), Dirk Poerschke (LVR – Zentrum für Medien und Bildung), Björn Friedrich (SIN – Studio im Netz), Stefanie Kakoschke, Sebastian Knappe (Medienkulturzentrum Dresden), Felicia Lange sowie Kristin Narr (2. GMK-Vorsitzende) und Kristina Richter (Medienkulturzentrum Dresden), die das Projekt in die Hand genommen und fertiggestellt haben.

Alle hier vorgestellten Materialien sind unter der Lizenz CC BY 4.0 / GMK – Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur frei verfügbar. Ihr könnt sie auch über Eure Kanäle teilen, wenn Ihr möchtet.

1.  Tipp

Der erste Tipp ist eine App bzw. ein Browser Plugin, um Werbung herauszufiltern und Cookies automatisch abzulehnen – das schützt die eigenen Daten und spart Nerven.

Unsere Tipps: Die Ghostery-Extension für den Browser gegen Pop-Ups und Tracking, das Browser- Plugin Nervenschoner, das Cookie-Banner unterdrückt, oder die App Lockdown für iOS, die Werbung und Tracker auf Apple-Geräten blockiert (nicht nur im Browser, sondern auch in allen Apps). Alle drei Anwendungen sind Open Source.

2.  Tipp

Um spielerisch zu verstehen, welche Daten allein durch das Besuchen einer Website getracked werden können, ist die Website clickclickclick.click zu empfehlen. Probiert einfach mal aus, was ihr an Mini- Daten-Spuren hinterlasst, aber denkt daran, Euren Ton anzuschalten!

Unser Tipp: https://clickclickclick.click

3.  Tipp

„Klar ist WhatsApp nicht so ideal, aber meine Familie ist doch auch noch da, für die brauch ist das ohnehin.“ – Kommt Dir bekannt vor? Dann hier eine Challenge: Wenn Ihr Euch dieses Wochenende zum Kaffeekränzchen seht, wechselt doch alle gemeinsam den Messenger und einigt Euch auf eine Alternative.

Unsere Tipps: Wechselt zu den Messengern Signal (kostenlos und Open Source) oder Threema. Ist kein superneuer Tipp, aber versucht es mal.

4.  Tipp

Auch genervt, dass Twitter dank Elon Musk nicht mehr dasselbe ist wie zuvor? Hier eine Alternative: Mastodon – ein Netzwerk, das ähnlich wie Twitter funktioniert, aber nicht von einer Person aufgekauft werden kann. Es funktioniert dezentral, über viele selbstverwaltete Server, die von Freiwilligen betrieben werden, und es ist Open Source. Schaut Euch da mal um, es könnte der Beginn einer besseren Zukunft werden.

Unser Tipp: Mastodon, z.B. unter https://mastodon.social/explore, https://bildung.social/explore oder https://chaos.social/explore.

Ihr könnt dort z.B. auf dem Mastodon-Kanal von Netzpolitik.org stöbern: https://chaos.social/@netzpolitik_feed bzw. @netzpolitik_feed @chaos.social

5.  Tipp

Wenn auch Du eine Alternative zum Playstore auf Deinem Android-Smartphone oder Tablet suchst, dann versuche es doch mal mit F-Droid. F-Droid wird von Ehrenamtlichen betriebenen. Er bietet nur Apps, die kostenlos, werbefrei und Open Source sind. Für iOS ist uns aktuell kein solcher Store bekannt.

Unser Tipp: F-Droid, runterzuladen unter https://f-droid.org

6.  Tipp

„Ich würde ja gern keine Google-Dienste mehr nutzen, aber gerade zu Maps gibt es einfach keine guten Alternativen.“ – Doch, die gibt es. Schau Dir mal Open Streetmap an. Es ist Open Source, nutzt Kartenmaterial des nicht-kommerziellen Projekts OpenStreetMap, ist werbefrei und hat ein gestaffeltes Kostenmodell für unbegrenzte Karten-Abos.

Unser Tipp: OSMAnd (Pro-Tipp: Wenn Du sie im F-Droid-Store runterlädst, ist sie völlig kostenfrei.)

7.  Tipp

Um ganz generell Alternativen zu gängigen Apps auf diversen mobilen Endgeräten zu finden, schau doch einfach mal hier rein. Auf der Seite https://prism-break.org findet Ihr eine Liste beliebter proprietärer Software samt seiner Open-Source-Alternativen – und zwar für Mobilgeräte, Computer und Netzwerke. Schaut mal, ob Ihr für Euch etwas Passendes findet.

Unser Tipp: https://prism-break.org

8.  Tipp

Oft ist es schwieriger, einen Termin mit den Liebsten zu finden, als einen im Bürgeramt zu bekommen. Das kann zumindest ein kleines bisschen leichter werden, wenn man ein Umfragetool nutzt. Wie gut, dass es dazu auch eine trackingfreie Alternative gibt. Vorschlag: Erstell doch direkt mal ein „nuudel“ für dieses eine Treffen, das ihr schon ewig versucht zu planen.

Unser Tipp: https://nuudel.digitalcourage.de

9.  Tipp

Ihr kennt das: Um Zugang zu einem Konto zu erhalten, gebt Ihr meistens Benutzername und Passwort ein. Das ist mittelsicher, noch sicherer ist es eine 2-Faktor-Authorisierung (2FA) zu nutzen: Um Euch bspw. in Euren Mailaccount einzuloggen, generiert Ihr zusätzlich auf anderem Weg ein zufälliges Einmalpasswort und gebt das ein. Wie beim Banking. Angreifer, die „nur“ Eure Zugangsdaten erbeuten, kommen mit diesen also nicht rein. Einen guten Kompromiss aus Komfort und Sicherheit bieten so genannte Authentificator-Apps. Wir haben da eine Empfehlung für Euch – natürlich Open Source:

Unser Tipp: Aegis Autenticator für Android oder Tofu für iOS

10.  Tipp

Gute Apps werden nicht nur von großen Konzernen gemacht, ganz im Gegenteil – es gibt supernützliche Apps, die ohne Gewinninteresse entwickelt werden und mit gesammelten Daten zur wissenschaftlichen Erkenntnis beitragen. Eines unserer Lieblingsbeispiele sind Apps, um Pflanzen zu bestimmen und zur Bilderkennung von Pflanzen beizutragen.

Unsere Tipps: Plantnet und Flora Cognita

11.  Tipp

Du hörst gerne Podcasts, willst aber nicht die großen Player nutzen? Auch hier gibt’s sehr gute Alternativen: Probiert mal Antenna Pod – funktioniert zum Streamen, aber natürlich auch mit Download der Folgen.

Die kostenlose App gibt es nur für Android. Der Funktionsumfang ist reduziert, dafür aber übersichtlich. Absoluter Pluspunkt ist der gute Datenschutz. Die App lässt sich auch ohne Google-Konto (über den alternativen App-Store F-Droid) herunterladen und nutzen. Sie ist Open Source und wird nicht von einem gewinnorientierten Unternehmen betrieben.

Unser Tipp: Antenna Pod

12.  Tipp

Wer selbst schreibt, stößt unter Umständen an Grenzen wie Schreibblockaden oder fehlende Ideen. Dabei kann wortsport.org helfen, eine Website, die sich als interaktiver Online-Spielplatz versteht. Ihr könnt damit Anstöße und Ideen fürs kreative Schreiben bekommen. Macht Spaß und ist ein Projekt des Bundesverbands der Friedrich-Bödecker-Kreise e.V.

Unser Tipp: https://wortsport.org

13.  Tipp

Sendet Eure Tastatur Infos über alles, was Ihr da so ständig reintippt? Gut möglich. Auch hier lohnt sich eine alternative Anwendung, die keine Daten sendet und trotzdem gut funktioniert.

Unser Tipp: OpenBoard für Android, gibts im PlayStore und bei F-Droid

14.  Tipp

Auch für die Kommunikation im Büro oder in anderen Arbeitskontexten lohnt es sich, mal über die klassischen Dienste hinauszuschauen. Eine gute Open-Source-Alternative für Programme wie Slack & Co. ist Element. Damit könnt Ihr Gespräche (in Text-, Audio- und Videoformat) strukturieren, durchsuchen und themenspezifische Räume anlegen.

Unser Tipp: Element, als App und Software erhältlich unter https://element.io

15.  Tipp

Wem vertrauen wir und warum? Was, wenn wir den falschen Menschen Vertrauen schenken? Schwieriges Thema, erst recht, wenn man es nur kurz anreißen möchte. Allerdings ist es durchaus möglich, sich dem Thema aus medienpädagogischer Perspektive mal ausführlicher zu widmen. Das Spiel Die Evolution des Vertrauens ist ein Browser-Spiel und dauert ca. 30 Minuten.

Unser Tipp: Die Evolution des Vertrauens (https://jkoelling.github.io/trust/)

16.  Tipp

Dieser Tipp ist mal nichts unmittelbar Praktisches, sondern ein Konzept:

Das Fediverse – ein Kofferwort aus „Federation“ und „Universe“. Gemeint ist das Universum des Internets, das dezentral und eigenständig, aber untereinander vernetzt (föderiert) arbeitet. Es ist somit ein demokratisches, offenes und vielfältiges Internet. Vielleicht ein Konzept für die Zukunft. Schauts Euch mal an und spinnt den Gedanken an ein solches Internet zu Ende.

Unser Tipp: Das Fediverse – Infos und Links findet ihr zum Beispiel unter https://de.wikipedia.org/wiki/Fediverse

17.  Tipp

Wo speichert Ihr Eure Daten? Nutzt Ihr Google Drive, iCloud, Dropbox oder ähnliches? Ist praktisch, wissen wir, aber auch dafür gibts richtig gute Alternativen.

Unser Tipp: Nextcloud – ist Open Source, gibts als Browser-Oberfläche oder auch als App, kann selbst gehostet werden oder bei einem Anbieter des Vertrauens. Ausprobieren könnt Ihr die Nextcloud mit einem 1h-Zugang unter: www.try.nextcloud.com. Einfach registrieren und umschauen.

18.  Tipp

Es gibt verschiedene Gründe, eine Suchmaschine zu nutzen, die nicht Google ist. Wer dazu mehr in guter Übersicht mehr erfahren möchte, sollte unbedingt mal den Artikel auf https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung/suchmaschinen lesen.

Unsere Tipps: MetaGer, Ecosia, DuckDuckGo oder Qwant

19.  Tipp

Im Bereich IT-Sicherheit up to date bleiben, geht auf verschiedene Arten. Eine Möglichkeit ist der Newsletter des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Den können wir Euch wirklich empfehlen. Um ihn zu abonnieren, kann man sich auf der Website des BSI eintragen: www.bsi.bund.de.

Unser Tipp: BSI-Newsletter

20.  Tipp

Eine Fahrt in die Heimat steht an und die Zugfahrt wird lang und nervig, weil gerade jetzt alle nach Hause fahren? Wie wäre es mit etwas auf die Ohren? Die Podcast-Episode „Netz/Politik“ vom Chaosradio wäre dafür bestens geeignet.

Unser Tipp: Chaosradio Nr. 158 zum Thema „Netz/Politik“, zu finden unter https://chaosradio.de/chaosradio_158

21.  Tipp

Wir hinterlassen unsere Spuren überall im Internet, das wissen die meisten vermutlich. Doch wie weit geht das eigentlich? Was kann man anhand meiner Daten machen, wie sehr bin ich rekonstruierbar? Diese Doku ist zu dem Thema empfehlenswert.

Unser Tipp: https://madetomeasure.online/de (Dauer: 1h03min). Und wer in die teilweise düstere Welt der Content-Moderator*innen eintauchen möchte, schaue diese wichtige Doku: www.bpb.de/mediathek/video/273199/the-cleaners/ (Dauer: 1h28min)

22.  Tipp

Auf der Website Do Not Track werden verschiedene Privatsphäre-Themen anhand von Artikeln, Interviews und Kurzfilmen dargestellt – perfekt als kleine Wissenssnacks in der Pause.

Unser Tipp: https://donottrack-doc.com/de/episodes/

23.  Tipp

Wer Lust hat, sein komplettes Betriebssystem umzustellen und mal ganz weit weg von Windows, Google Android, macOS, iOS & Co. zu kommen, sollte sich bei Linux– und freien Android– Betriebssystemen umschauen.

Unsere Tipps als Alternative zu Windows und MacOS: Linux Mint (https://linuxmint.com) oder Ubuntu (https://ubuntu.com).

Das passende Linux findet sich am besten mit dem c’t-Linienplan: www.heise.de/downloads/18/3/2/5/8/6/2/3/Linux_Linienplan_A3_final.pdf

Und als freie Android-Systeme lohnt sich ein Blick auf /e/OS (https://e.foundation/) oder LineageOS (https://lineageos.org).

24.  Tipp

Wer von Browser-Ballett-Games nicht genug bekommt, der findet hier Spiele:

Lizenz

„Tipps für ein freies Internet“ von GMK – Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, lizenziert unter CC BY 4.0. (von Achim Halfmann leicht gekürzte Fassung)

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